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Man suche sich Jemanden, der das Unglück tragen hilft. So wird man nie, zumal nicht bei Gefahren, allein seyn, und nicht den ganzen Haß auf sich laden. Einige vermeinen, die ganze Ehre der obern Leitung allein davon zu tragen, und tragen nachher die ganze öffentliche Unzufriedenheit davon. Auf die andere Art hingegen hat man Jemanden, von dem man entschuldigt wird, oder der das Schlimme tragen hilft. Weder das Geschick noch der große Haufe wagen sich so leicht an zwei; deshalb auch der schlaue Arzt, wenn er die Kur verfehlt hat, doch nicht verfehlt sich einen andern zu suchen, der, unter dem Namen einer Konsultation, ihm hilft, den Sarg hinauszuschaffen. Man theile mit einem Gefährten Bürden und Betrübnisse: denn dem, der allein steht, fällt das Unglück doppelt unerträglich.

"Hand-Orakel No. 258"



Den Beleidigungen zuvorkommen und sie in Artigkeiten verwandeln: es ist schlauer sie zu vermeiden, als sie zu rächen. Eine ungemeine Geschicklichkeit ist es, einen Vertrauten aus dem zu machen, der ein Nebenbuhler werden sollte, oder Schutzwehren seiner Ehre aus denen, welche Angriffe auf dieselbe drohten. Viel thut hiezu, daß man Verbindlichkeiten zu erzeigen wisse: denn schon die Zeit zu Beleidigungen nimmt der weg, welcher veranlaßt, daß Danksagungen sie ausfüllen. Das heißt zu leben wissen, wenn man das, was Verdruß werden sollte, zu Annehmlichkeiten umschafft. Aus dem Mißwollen selbst mache man einen vertraulichen Umgang.

"Hand-Orakel No. 259"



Keinem werden wir, und Keiner uns, ganz angehören: dazu ist weder Verwandtschaft, noch Freundschaft, noch die dringendeste Verbindlichkeit hinreichend. Denn sein ganzes Zutrauen, oder seine Neigung schenken, sind zwei weit verschiedene Dinge. Auch die engste Verbindung läßt immer noch Ausnahmen zu, ohne daß deshalb die Gesetze der Freundschaft verletzt wären. Immer behält sich der Freund irgendein Geheimniß vor, und in irgend etwas verbirgt sogar der Sohn sich vor dem Vater. Gewisse Dinge verhehlt man dem Einen und theilt sie dem Andern mit, und wieder umgekehrt: wodurch man dahin gelangt, daß man Alles mittheilt und Alles zurückbehält, nur stets mit Unterschied der entsprechenden Personen.

"Hand-Orakel No. 260"




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