El político Don Fernando el Catolico
Das Werk erscheint 1640, drei Jahre nach Gracians Erstling 'El heroe'. Ferdinand, der Katholische (1452 - 1516) wird von Gracian als das Exempel eines heldischen (kurz zuvor war der 'El heroe' erschienen) Herrschers beschrieben. Gracian vergleicht König Ferdinand, den Begründer des spanischen Weltreiches, in diesem Werk mit anderen Herrschern; er destilliert gleichsam aus den Taten Ferdinands Grundregeln der Welt-,d.h. Staatsklugheit. Schon 1676 übersetzt Daniel Caspar von Lohenstein (1635-1683), Barockdichter und in Breslau selbst als Politiker tätig, das Werk Balthasar Gracians. Wie der Titel zeigt, weiß er noch nicht, dass Balthasar Gracian, der Jesuit, der wahre Autor dieses Buches ist. Gracian hatte ja alle seine Werke, mit Ausnahme des Kommunionbuches 'El Comulgatorio' , unter dem Namen seines Bruders Lorenzo veröffentlicht. In der Einleitung des 'Ferdinand' schreibt Gracian:"Ich stelle einen König allen gewesene entgegen, allen Nachkommenden aber zum Beyspiel für; nemlich dem Catholischen König Ferdinand, einen Groß-Meister in der Herrschenskunst, einen Wahrsager in der Staats-Klugheit. Diese Schrifft, Durchlauchter Hertzog, Beförderer und Herr, sol nicht so wol ein Begriff seiner Geschichte, alß die Seele seiner Regierungs-Art nicht eine Erzehlung seiner Heldenthaten, sondern ein Entwurf eines wohlangezielten Fürnehmens seyn; eine Richtschnur, sage ich, vieler Könige, nicht eine Lobrede eines einzigen; welche ich Euerer Hoheit schuldig bin, in dem ich solche aus dero Lehrreichen Unterredung auffgemercket. Ich will hier etliche von seinen Fürsten-Regeln, jedoch mehr die leichten und verständlichen, als die fürnehmsten außlegen, die tiefsinnigen aber dem, der solche zuergründen Ihm einbildet, überlassen. Auch wil ich hier gewisse und sichere Regeln, nicht tumme Spitzfindigkeiten heraußstreichen, weil diese nur Falten und Verwickelungen der Vernunfft sind, ich aber diß, was sicher ist, der Neuigkeit weit fürziehe. Ich gebe mich feyerlich an: daß kein Westwind der Heucheley meine Feder bewege, alß welche niemalß so entfernte Beysätze gesucht hat. Ich entschuldige hierinnen meine Verwegenheit, jedoch ermuntert mich hierzu mein Glücke, da ich nemlich von dieses Catholischen Königs eigner Hand viel Nachrichten zum ewigen Gedächtnüs auffgezeichnet gefunden, welche zwar mit ungestaltenen Buchstaben vermercke, aber mit vielem Geist beseelet sind, und eine zweyfache Weissagung, so wol wegen der nachdencklichen Überschrifft, als des tieffsinnigen Verstandes, in sich halten.(...) Ferdinand hat gegründet das größte Reich biß auff diesen Tag, so wol in der Religion, alß in der Herrschens-Art, in Kräfften, Ständen und Reichthum; ja Er ist nahe der größten König biß auff diese Stunde gewest." Dieses Buch zeigt Gracians umfassendes historisches, im Tiefsten dem Humanisten verpflichtete Hintergrundwissen. Die Vergleiche entnimmt er größtenteils den Historikern der Antike, vorzugsweise seinem Lieblingsautoren Tacitus. Zum Schluss noch ein kurzes Gedicht des Gracian-Übersetzers Lohenstein, dass eines der Lieblingsthemen des Barocks thematisiert: Aufschrift eines Labyrinths Wie irrt ihr Sterblichen, die ihr den Irrbau seht Für einen Irrgang an, der euch nur soll verführen. Ein gleicher Fußpfad scheint dem Blinden auch verdreht, Ein Weiser aber kann die Spur hier nicht verlieren Seit Daniel Caspar von Lohenstein, seit mehr als 300 Jahren, ist dieses Werk nicht mehr übersetzt worden. |