Niccolo Machiavelli: Der Fürst (Il Principe)
1513 - Niccolo Machiavelli lebt in seinem ärmlichen Landgut bei San Casciano zu Sant´Andrea in Percussina. Nach Rückkehr der Medici endet die republikanische Ordnung - Machiavelli ist zur Passivität verurteilt, er hat seine politischen Ämter verloren. Den Palazzo Vecchio, das politische Zentrum seiner Heimatstadt darf er nicht mehr betreten. Über seinen Tagesablauf berichtet er in dem zu Recht berühmten Brief vom 10. Dezember 1513 an den schon genannten Francesco Vettori. In diesem Brief gibt er erstmals Auskunft über die Entstehung des Werkes, für er als Schriftsteller schließlich berühmt-berüchtigt wurde: hier noch lateinisch 'De principatibus' genannt, später 'Il Principe': "...wenn der Abend kommt, kehre ich nach Hause zurück und gehe in mein Schreibzimmer. An der Schwelle werfe ich die Bauerntracht ab, voll Schmutz und Kot, ich lege prächtige Hofgewänder an und, angemessen gekleidet, begebe ich mich in die Säulenhallen der großen Alten. Freundlich von Ihnen aufgenommen, nähre ich mich da mit der Speise, die allein die meinige ist, für die ich geboren ward. Da hält mich die Scham nicht zurück, mit ihnen zu sprechen, sie um den Grund ihrer Handlungen zu fragen, und herablassend antworten sie mir. Vier Stunden lang fühle ich keinen Kummer, vergesse alle Leiden, fürchte nicht die Armut, es schreckt mich nicht der Tod; ganz versetze ich mich in sie. Weil Dante sagt, es gebe keine Wissenschaft, ohne das Gehörte zu behalten, habe ich aufgeschrieben, was ich durch ihre Unterhaltung gelernt, und ein Werkchen de principatibus geschrieben, worin ich die Fragen über diesen Gegenstand ergründe." Erst 1532, fünf Jahre nach dem Tod Machiavellis, wird dieses Grundlagenwerk der europäischen Geistesgeschichte mit dem besonderen Placet Papst Clemens VII. veröffentlicht. Das Thema des 'Il Principe' ist die Mechanik der Macht. Machiavelli diskutiert anhand von Beispielen aus alter und neuer Geschichte Techniken, wie man Macht erwirbt, sie sich als Herrscher erhält und warum sie verloren geht. Es geht um den Fürsten als Typus des neu an die Macht gekommenen Alleinherrschers, ohne dass dessen Zugehörigkeit zum Adel vorausgesetzt wird. Deswegen lohnt sich unbedingt, begleitend Machiavellis Herrschernovelle 'Das Leben Castruccio Castracanis aus Lucca' zu lesen. Das Werk hat vier Hauptteile: 1. Die Unterscheidung der verschiedenen Arten der Fürstenherrschaft, bezogen auf die Möglichkeiten, sie zu erwerben (Kapitel 1-11) 2. Die kritische Analyse der im damaligen Heerwesen angewandten Organisations- und Rekrutierungsformen (Kapitel 12-14) 3. Die berühmte Diskussion über die Moral in der Politik und amoralische Methoden, um Krisen zu bewältigen (Kapitel 15-18) 4. Ratschläge, um Ansehen bei den Untertanen zu gewinnen und die Gunst der Umstände zu nutzen (Kapitel 19-25) Das letzte 26. Kapitel schlägt mit der an den regierenden Medici gerichteten Aufforderung "sich Italiens zu bemächtigen und es von den Barbaren zu befreien", den Bogen zurück zur Widmung, welche die Schrift eröffnet. IL PRINCIPE Widmung 1. Wieviel Herrschaftsformen es gibt und wie man eine Herrschaft erwirbt 2. Von den erblichen Herrschaften 3. Von den vermischten Fürstenherrschaften 4. Warum das von Alexander eroberte Reich des Darius nach seinem Tode von seinen Nachfolgern nicht abgefallen ist 5. Auf welche Weise man die Städte oder Fürstentümer regieren muss, die vor ihrer Eroberung nach eigenem Gesetz lebten 6. Von neuen Herrschaften, die man durch eigene Waffengewalt und Tüchtigkeit erobert 7. Von neuen Herrschaften, die man mit fremder Waffengewalt und durch Glück gewinnt 8. Von denen, die durch Verbrechen zur Herrschaft gelangt sind 9. Vom Volksfürsten 10. Wie man die Kräfte aller Fürstentümer zu bemessen hat 11. Von den geistlichen Fürstentümern 12. Von den Heeresarten und Söldnerheeren 13. Von Hilfstruppen, gemischten Truppen und Volksheeren 14. Was ein Fürst im Kriegswesen zu beachten hat 15. Wodurch die Menschen und besonders die Fürsten Lob und Tadel erwerben 16. Von der Freigiebigkeit und der Sparsamkeit 17. Von der Grausamkeit und dem Mitleid und ob es besser sei, geliebt als gefürchtet zu werden 18. Wie die Fürsten ihr Wort halten sollen 19. Verachtung und Hass sind zu meiden 20. Ob Festungen und andere gewöhnliche Maßnahmen der Fürsten nützlich sind oder nicht 21. Was ein Fürst tun muss, um zu Ansehen zu kommen 22. Über die Minister der Fürsten 23. Wie Schmeichler zu fliehen sind 24. Warum die Fürsten Italiens ihre Herrschaft verloren haben 25. Wieviel Fortuna in den menschlichen Dingen vermag und wie man ihr entgegenwirken kann 26. Aufruf zur Befreiung Italiens von der Barbaren Der Reclamverlag bietet eine kostengünstige, zweisprachige und gut kommentierte Ausgabe des 'Il Principe - Der Fürst' an. Selbst lesen, selbst lesen, selbst lesen! |