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Was Vielen gefällt, nicht allein verwerfen.Etwas Gutes muß daran seyn, da es so Vielen genügt, und läßt es sich auch nicht erklären, so wird es doch genossen. Die Absonderung ist stets verhaßt und, wenn irrthümlich, lächerlich. Man wird eher dem Ansehen seiner Auffassungsgabe, als dem des Gegenstandes schaden, und dann bleibt man mit seinem schlechten Geschmack allein. Kann man das Gute nicht herausfinden; so verhehle man seine Unfähigkeit und verdamme die Sache nicht schlechthin. Gewöhnlich entspringt der schlechte Geschmack aus Unwissenheit. Was Alle sagen, ist; oder will doch seyn.

"Hand-Orakel No. 270"



In jedem Fache halte sich, wer wenig weiß, stets an das Sicherste: wird er dann auch nicht für fein, so wird er doch für gründlich gelten. Wer hingegen unterrichtet ist, kann sich einlassen und nach Gutdünken handeln. Allein, wenig wissen und sich doch in Gefahr setzen, heißt freiwillig sein Verderben suchen. Vielmehr halte man sich alsdann immer zur rechten Hand: denn das Ausgemachte kann nicht fehlen. Für geringe Kenntnisse ist die Heerstraße; und in allen Fällen, man sei kundig oder unkundig, ist Sicherheit immer klüger als Absonderung.

"Hand-Orakel No. 271"



Die Sachen um den Höflichkeitspreis verkaufen:dadurch verpflichtet man am meisten. Nie wird die Forderung des Interessirten der Gabe des edelmüthigen Verpflichteten gleich kommen. Die Höflichkeit schenkt nicht, sondern legt eine Verpflichtung auf, und die edle Sitte ist die größte Verpflichtung. Für den rechtlichen Mann ist keine Sache theurer, als die, welche man ihm schenkt: man verkauft sie ihm dadurch zwei Mal und für zwei Preise, den des Werthes und den der Höflichkeit. Inzwischen ist es wahr, daß für den Niedrigdenkenden die edle Sitte Kauderwelsch ist: denn er versteht die Sprache des guten Vernehmens nicht.

"Hand-Orakel No. 272"




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